Thomas Preining über seine Zukunft im Motorsport, was die DTM von anderen GT3-Serien unterscheidet und was es mit den Gesprächen mit dem Mercedes-Formel-1-Team auf sich hatte.
JB: 2023 ist es ihr Ziel, DTM-Champion zu werden. An welchen Schrauben
haben Sie im Winter gedreht, um noch besser zu werden? Was sind Ihre
tatsächlichen Erwartungen?
Thomas Preining: Ich gehe von einem starken Fahrerfeld aus. Besonders
die Gebrüder Van der Linde und Mirko Bortolotti werden auch in der nächsten
Saison schwer zu besiegen sein. Auf der anderen Seite haben wir bei Porsche ein
starkes Paket geschnürt, um die Konkurrenz in Schach zu halten. Mein Ziel ist
es, möglichst schnell in den Rennrhythmus wieder zu kommen. Die gesunde Balance
zwischen Aggressivität und Ruhe ist in den Rennen entscheidend. Man muss stets
das große Ganze im Überblick behalten.
JB: Porsche verkündete, dass Pläne mit Ihnen als Langstreckenfahrer in
der Finalisierung sind. Werden Sie 2023 an Langstreckenrennen teilnehmen?
Thomas Preining: Ich werde an den 24 Stunden am Nürburgring und am
24-Stunden-Rennen in Spa-Francorchamps teilnehmen. Schon in zwei Wochen werden
ich am 12-Stunden-Rennen in Bathurst in Australien teilnehmen.
JB: Sie kamen als erfolgreicher Kartsportler in den Formelsport. Was hat
Sie damals wie heute angetrieben?
Thomas Preining: Egal, was ich mache, ich will immer der Beste sein.
Ziele spielen eine besondere Rolle. Mit dem aktuellen Fernziel DTM-Titel arbeite ich von Tag zu Tag auf meinen Erfolg
hin.
JB: Es existiert ein Foto mit Ihnen und Toto Wolff aus dem Jahr 2014.
Gab es während Ihrer Zeit im Kartsport Gespräche mit Mercedes?
Thomas Preining: Es gab Gespräche am Ende meiner Kartkarriere während
des Umstiegs auf Formel-Wägen. Dadurch, dass ich aber nicht Formel-3 oder Formel-2
gefahren bin, hat sich leider nichts ergeben. Die Juniorenprogrammen waren
damals weniger strukturiert als heute. Man hat Fahrer unterstützt, welche
bereits in unteren Formel-Klassen erfolgreich waren. Das war aus
finanziellen Gründen nicht möglich für mich.
JB: Wie haben Sie es geschafft, den Crash während des DTM-Saisonfinales schnellstmöglich
körperlich und mental zu verarbeiten?
Thomas Preining: Es waren einige Prellungen. Es ist zwar körperlich
nicht zu spaßen, aber es war nicht so schlimm. Gerade nach solchen Momenten ist
das Selbstvertrauen weg. Da ist es wichtig, so schnell wie möglich wieder ins
Auto zu kommen. Man darf sich selbst nicht die Möglichkeit geben, Angst zu
bekommen.
JB: Zwei Wochen nach dem Saisonfinale saßen Sie im Grello am
Nürburgring. Sie sprachen von der Erfüllung eines Traums. Was sind Ihre
weiteren Träume für Ihre Motorsportkarriere?
Thomas Preining: Abgesehen vom DTM-Titel möchte ich in der
Langstrecken-Szene Siege feiern. Die 24-Stunden-Rennen in Le Mans, Daytona,
Spa-Francorchamps und jenes am Nürburgring zählen zu meinen Favoriten.
JB: Wie viel Mitsprachrecht haben Werksfahrer bei Porsche, wenn es um
die Auswahl Ihrer Einsätze geht?
Thomas Preining: Die finale Entscheidung liegt natürlich bei den
Motorsport-Beauftragten von Porsche, aber natürlich kann man Wünsche einbringen
und darauf hinarbeiten, koste es was es wolle. Mein Wunsch war es, 2023 DTM zu
fahren und das restliche Programm darauf auszulegen.
JB: Wie weit waren Sie an der neuen Entwicklung des Porsche 911 GT3 R
beteiligt?
Thomas Preining: Natürlich habe ich auch hier Anregungen geliefert, um
die Set-Up-Arbeit zu verbessern. Beispielsweise hatten wir das Problem mit dem
Vorgängerauto, dass wir in 3-4-Gang-Kurven ein sehr loses Heck hatten und das
wurde ausgemerzt. Verbessert hat sich die Geschwindigkeit in den schnellen
Kurven und die Fahrerergonomie. Wahrscheinlich werde ich den Boliden im März 2023
persönlich testen können.
JB: Es gab Kritik von Ex-DTM-Chamion Timo Schneider, dass jeder Trottel
GT3-Autos fahren kann. Wie sehen Sie das?
Thomas Preining: Ich bin überzeugt, dass die DTM mit dem GT3-Reglement an Wert dazugewonnen
hat. Zu Saisonbeginn hatten 20 Fahrer die Chance, Meister zu werden. Weltweit gibt es keine Serie, wo es solch eine Chancengleichheit gibt wie
in der DTM.
JB: Was unterscheidet die DTM von anderen GT3-Serien abgesehen von der Bekanntheit?
Thomas Preining: Für einen GT-Fahrer ist es besonders, da nur ein Fahrer
pro Fahrzeug fährt. Es ist absolut elitär, da die Hersteller nur die besten
Fahrer aus Ihrem Kader in DTM schicken. Man kann sehr gut einschätzen, wie hoch
die Qualität des eigenen Könnens ist.
JB: Dennoch sind DTM-Fahrer heutzutage recht unbekannt. Hat das
Marketing hier einfach versagt?
Thomas Preining: Es ist schwierig, eine Fanbase aufzubauen, da es in den
letzten Jahren an Konstanz bei der Auswahl der Austragungsorte fehlte. Es macht
mehr Sinn, dass im deutsprachigen Raum gefahren wird, da sie bekanntlich eine
deutsche Serie ist.
JB: Was erwarten Sie von der Zukunft des österreichischen Motorsportes?
Thomas Preining: Wenn wir alle paar Jahre einen guten Österreicher im
Motorsport haben, ist das schwer in Ordnung. Die Motorsport-Szene in Österreich
ist nicht besonders groß. Auch an den Kartstrecken ist das Niveau der Fahrer
meist nicht mit dem aus Italien oder Großbritannien vergleichbar. Das liegt
daran, dass es dort meist keine Winterpause gibt und sich Kinder mit 70
anderen Talenten jedes Wochenende messen.
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