Sehr geehrte Frau Kromp-Kolb,
nach Ihrem Interview mit der österreichischen Tageszeitung "Der Standard", wo sie die Formel 1 als "menschenverachtend" und "nicht mehr zeitgemäß" darstellten, kamen bei mir dann doch deutliche Zweifel auf. Ich verstehe Ihre Sichtweise auf die Königsklasse. 2019 produzierte die Serie über 250.000 Tonnen Co2, davon fast die Hälfte durch die Logistik. Klimaneutralität zu erreichen geschiet nicht nur durch das Erweben von Zertifikaten, sondern auch durch eine signifikante Änderung der Prozesse. Innerhalb der Formel 1 gibt es einige Initiativen, wie das verstärkte Nutzen von Seetransport, welcher sich im Vergleich zum Flugtransport, besser auf die Umwelt auswirkt.
Auf der anderen Seite bringt der Motorsport sehr viele Vorteile. Ein Blick ins Murtal genügt. Dietrich Mateschitz und Red Bull haben hier mit dem Projekt Spielberg nicht nur Arbeitsplätze und Lebensgrundlagen geschaffen, sondern viel mehr die Attraktivität dieser Region angekurbelt. Auch der Tourismus braucht sich bei einer Weekend-Attendance von 301.000 Fans beim Grand Prix im Juli 2022 nicht beschweren. Wochen zuvor sind die Campingplätze und die Hotels rund um den Ring ausgebucht.
In Zeiten wie diesen, wo die Teuerung und der Krieg die Schlagzeilen beherschen, brauchen die Leute etwas, worauf sie sich freuen können und Ja, Frau Professor, für manche Leute ist es sehr bereichernd, zwei Stunden Autos zuzuschauen, die im Kreis fahren. Sport bringt Menschen zusammen! Manchmal spaltet er auch, aber im Endeffekt entsteht ein Wir-Gefühl, egal ob man Anhänger von Mercedes oder Ferrari ist.
Zu Ihrer Behauptung, Teamsport macht mehr Sinn und Wettbewerbe brauchen wir nicht. Im Leben sind Wettbewerb und Zusammenarbeit eng miteinander verbunden. Es wird immer sowas wie Competion geben. Wenn man sich die Teams ansieht und mit welcher Leidenschaft in den Fabriken gearbeitet wird, Stichwort Teamspirit, ist das schon herausragend.
Formel-1-Fahrer sind Spitzensportler. Als Ausstehender kann man das nicht immer verstehen, aber es ist gnadenlos für sie und die Fahrer wissen das. Den Platz an der Sonne wollen viele haben, aber nur wenige haben die Möglichkeit. Es ist klar, dass Sportler, welche nicht performen, nicht in der Formel 1 fahren können. Das bedeutet somit nicht, dass Spitzensport menschenverachtend ist.
Mit freundlichen Grüßen
Julian Bäck
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